Steve MCCurry- erzeugt Betroffenheit ohne Schicksale auszuschlachten.
Mithilfe afghanischer Flüchtlinge und eingepackt in traditionelle Kleidung schmuggelt er sich ins Land und kann so vor Ort Fotos in der Krisenregion machen, obwohl westlichen Journalisten längst die Einreise untersagt ist. Die Bilder dokumentieren mit als Erstes die Zustände des Afghanistan-Konfliktes 1979 vor Ort und machen sie der Weltbevölkerung zumindest visuell zugänglich. Für seinen Einsatz in diversen Kriegsgebieten und die enorme Ausdrucksstärke und Bildgewaltigkeit seiner Fotos wird er mehrfach ausgezeichnet.
Der mittlerweile 65-jährige Fotograf aus Pennsylvania hat zahlreiche Bildstrecken und Bücher herausgebracht, seit gut einem Monat ist sein neuestes Werk „From These Hands: A Journey Along the Coffee Trail…“ käuflich zu erwerben.
Er hat Länder bereist während diese ihn bewanderten.
Jedes farbgewaltige Foto ist ein Kunstwerk für sich und beim Betrachten erschließen sich scheinbar Schicksale und Gefühlsregungen hinter den Porträts.
Am bekanntesten ist „ Das afghanische Mädchen“ (mit den stechend grünen Augen). Du hast es bestimmt auch schon mal gesehen, sei es auf dem Cover eines Magazines, in einem Buch oder als Kunstdruck in Arztpraxen, Bürokomplexen etc.
Das Porträt des besagten Mädchens wurde über Nacht schlagartig berühmt als es das Cover der National Geographic-Ausgabe vom Juni 1985 zierte.
Es ist bis heute eine der erfolgreichsten Publikationen in der 114-jährigen Geschichte des Heftes und in der westlichen Welt eines der bekanntesten Fotos einer nicht-öffentlichen Person.
Das betroffene verwaiste Mädchen war zu dem Zeitpunkt in dem afghanischen Flüchtlingslager „Nasir Bagh“ in Pakistan.
McCurry war fasziniert von ihren Augen, die Furcht, Zerrissenheit, Schmerz und gleichzeitig Stärke und Stolz ausstrahlten.
Er machte zwei Aufnahmen und reiste weiter ohne den Namen des Mädchens zu wissen.
Jahre später machte er sich erneut auf die Suche nach ihr, zunächst erfolglos.
Durch einige Hinweise fand er sie 17 Jahre später wieder.
Sie war mittlerweile vom Leben gezeichnet, verheiratet und Mutter von drei Kindern.
Die Frau namens Sharbat Bula ließ sich erneut fotografieren. Das aktuellere Foto hing als auffälliger Kontrast zum vorherigen Foto direkt neben diesem. Der Unterschied ist gravierend, sie wirkt immer noch würdevoll doch etwas verlebter bzw. zermürbter und ein Schleier liegt über ihren Augen.
Kontraste ziehen sich (in Form von Farbgewalt, Emotionen und Situationen/Szenarien) durch die Fotos MC Currys´.
Die in den von Krisen betroffenen Anwohner scheinen trotz oder gerade wegen ihres Existenzminimums und der ständigen Furcht vor Krieg, besonders dankbar, demütig und lebensfroh zu sein.
Sie improvisieren, schauen nach vorn und machen größtenteils das Beste aus ihrer schwierigen Situation.
Beispielsweise der Dentaltechniker, der mit seinem glücklichen Zahnstumpen-Grinsen Werbung für seinen mobilen Gebiss-Stand macht.
Die in traditionelle Burkas gehüllte Frauen vor einem Marktstand in Kabul, der moderne Turnschuhe im Stile großer westlicher Sportartikelhersteller anbietet – Tradition und vermeintliche Stagnation trifft Moderne.
Oder die kleine Hauseigentümerin im Kindesalter, die während der Monsunzeit in ihrem wasserdurchtränkten Vorgarten am Zaun steht.
Das mit farbintensiven Wasserlinsen bedeckte Wasser steht ihr bis zur Brust doch sie betrachtet aufmerksam eine andere Linse, nämlich die der Kamera des Fotografen.
Diese Bilder machen betroffen, regen zum Nachdenken (manchmal auch zum Lächeln) an und hinterlassen einen einprägsamen Beigeschmack, wenn man sich zu der scheinbar privilegierten westlichen Welt zählen kann.
Wahre (Über-)Lebenskünstler in Ländern, die an ebensolche grenzen, die von Überfluss, Kapitalismus und Wohlstandverwahrlosung gekennzeichnet sind.
Scheinbare Widersprüche verschmelzen zu einer ästhetischen Gesamtkomposition mit Tiefgang und erforschenswerten Details.
Steve McCurry schafft es subtil, besondere Momente einfühlsam einzufangen und empathisch auf die fremden Menschen zuzugehen und ihr Innerstes einzufangen und nach außen zu tragen, ohne ihr Schicksal auszuschlachten.
Also merkt euch den Namen und besucht das nächste Mal in Schaffenspausen oder an regnerischen Tagen eine Foto-Ausstellung oder ordert seine Bücher und Fotodrucke- Es lohnt sich und kann für eine andere Perspektive, mehr Demut und Weitsicht sorgen!
Steve McCurry ist ein Kravallier, weil er ein außerordentlicher Fotograf ist, der es schafft den Menschen die Augen zu öffnen – Vor und hinter der Kamera. Zudem hat er die richtige Einstellung, die sich auf vieles übertragen lässt: Er „inszeniert nicht, sondern wartet auf den richtigen Moment“.
Steve s body of work spans conflicts, vanishing cultures, ancient traditions and contemporary culture alike – yet always retains the human element. Steve McCurry is a photographer whose work spans conflicts, vanishing cultures, ancient traditions and contemporary culture alike.